„Gedankenmix“ I

Über Menschen, Musik und mich

 

Ich selber kann von mir sagen, dass ich sehr tolerant und offen für viele Dinge bin. Ich denke auch, die meisten meiner Freunde würden dies auch genau so bestätigen. Genau diese sind es dann aber wohl auch, die sagen, mit mir ist es nicht immer leicht sich über Musik zu unterhalten. Aber ist das wirklich so? Wenn ja, warum ist das so? Was macht es so schwer mit mir über dieses Thema zu diskutieren? Wenn es so ist, habe ich überhaupt recht mit dem, was ich sage, oder ist das Alles nur inhaltsloses Gerede von meiner Wenigkeit?

!Vorsicht, dieser Text könnte Ironie und Sarkasmus beinhalten und ich entschuldige mich schon jetzt bei den Personen, die sich angesprochen fühlen könnten. Jegliche Verbindung zu real existierenden Personen ist rein zufällig (ehrlich)!

„Ganz egal ob ich Blut schwitz, bittere Tränen wein,
alles erträglich, es muss nur immer Musik da sein“ – Broilers / 33rpm

Bevor ich zum eigentlichem Kern des Textes komme, ist es wichtig einige Dinge im Vorfeld genauer zu erläutern, um nicht falsch verstanden zu werden. Es soll nicht darum gehen, dass ich mich dafür rechtfertigen möchte, warum ich nicht gerne diskutiere, oder das ich keine anderen Meinungen zulasse. Ganz im Gegenteil. Es geht fast nichts über eine ausgewogene Diskussion über Musik, Geschmäcker und alles rund um das Thema Musik. Ein Meinungsaustausch der am Besten mit neuen Empfehlungen endet ist durch kaum etwas zu ersetzen. Dafür ist es absolut nicht wichtig, dass das Gegenüber ein wandelndes Musiklexikon ist. Alles zu kennen und über Alles bescheid zu wissen ist überhaupt nicht nötig, geschweige den möglich. Mein Wissen über gewisse Bands, Genres und dergleichen hat dermaßen große Löcher, so das jeder Szenekenner mit Sicherheit (berechtigterweise) die Hände über den Kopf zusammenschlagen würde (oder schlägt man die Arme über den Kopf zusammen? Egal, ich denke, ich werde verstanden) um sich dann zu fragen, was ich eigentlich mit ihm diskutieren will.

Nein mir geht es um etwas anderes. Um einen generellen Umgang/Zugang mit/zu Musik und Künstler*innen und Bands.

Mir ist, wie man eventuell bereits erahnen könnte, Musik verdammt wichtig. Musik ist Zeitvertreib, Therapie, Lebenseinstellung und einfach etwas ohne das ich absolut nicht leben könnte.

„Jede Zeile
Jedes Wort
Zu jeder Zeit
An jedem Ort
Morgens früh und abends spät
Das ist der Sound der den Tag übersteht
Schon Jahre her doch noch immer dieses Lied
Alles was zählt ist der Text und die Musik
Alles was es braucht ist die Hook und der Beat
Der letzte Ton klingt und dann auf Repeat“ – KMPFSPRT / Lichter

Eben weil Musik mehr, als nur Musik ist, gibt es gewisse Typen von Mensch, mit denen ich Probleme habe, eine vernünftige Diskussion zu führen.

Da wären die Leute, die eben auch behaupten, Musik wäre ihnen super wichtig und auch sie könnten absolut nicht ohne. Gleichzeitig beschweren diese sich dann aber auch über Preise bei diversen Streaminganbietern oder über die Tatsache, das es Werbung bei eben diesen gibt. Sollte man sich nicht eher fragen, wieso diese Ganzen Anbieter dermaßen günstig sein können und was von den Ganzen Einnahmen schlussendlich beim Künstler ankommen? Ich persönlich finde Streaming eine mehr als feine Sache. Nutze diese auch regelmäßig. Es gibt keinen besseren Weg neue Musik zu entdecken. Wenn dir etwas aber wirklich gefällt, dann sollte man auch versuchen, die Band auch über andere Wege zu unterstützen. Das muss ja keine CD sein, sondern es gibt da viele Möglichkeiten, die eventuell nicht einmal etwas kosten müssen.  Das gilt insbesondere für kleinere Bands. Nutzt du nur Streaminganbieter und es schert dich generell wenig, ob und wie du Musik fördern/unterstützen kannst, dann ist es dein Ding, aber sag Bitte nicht, dass es dir sooo wichtig ist. Ist es dann nämlich nicht. Vollkommen ok, wenn für mich auch völlig unverständlich.

Kommen wir zu einer weiteren schwierigen Gruppe von Menschen. Diejenigen die behaupten XY wäre die absolute Lieblingsband, kennen aber nur den aktuellen Hit. Wie soll man sich dann ernsthaft über die Band mit so jemandem unterhalten? Das mag sich jetzt mit Sicherheit sehr kleinkariert und/oder sehr elitär anhören, ist es wahrscheinlich auch, aber wie kann man ernsthaft einen Künstler, eine Künstlerin als seinen Favorit bezeichnen, wenn man sich noch nicht wirklich damit auseinandergesetzt hat?  Sag doch einfach du magst Lied XY und schon ist die Diskussionsgrundlage ganz anders. Hab ich auch jede Menge von. Dieser Typ Mensch kommt häufig zum Vorschein, wenn es mal wieder ein Hit eines Künstlers in die Charts geschafft hat. Dann ist dieser meist für eine Woche der Liebling und wird dann aber auch wieder genau so gerne vergessen.

„Willst du mit mir Drogen nehmen?
Dann wird es rote Rosen regnen
Ich hab’s in einer Soap gesehen
Willst du mit mir Drogen nehmen?“ Alligatoah / Willst Du

Häufig tritt hier noch ein anderer Typ zum Vorschein, den ich persönlich ja als noch weitaus schwieriger empfinde. Die Grundlage ist die Gleiche, aber es kommt noch hinzu, dass man keine Ahnung hat, was die angebliche Lieblingsband da überhaupt von sich gibt. Sollte man nicht wenigstens im groben wissen, was für eine Message eine Band vermitteln will? Du hörst zum Beispiel gerne HSB, weil du die Musik an sich super findest? – Sehr gut! Du weißt nicht wofür sie stehen, und du stehst eventuell politisch ganz woanders? Schade. Diskussion vorbei. Wobei das dann auch noch ganz andere Gründe hat, gerade wenn es um politische Inhalte geht. Ich würde doch auch niemals auf die Idee kommen mir irgendeine Rechtsrock Scheiße anzuhören, nur weil ich eventuell die Musik ganz geil finden könnte. Gerade bei stark politischen Bands ist es in meinen Augen unabdingbar sich mit den Texten auseinanderzusetzen. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, das man mit jedem Text übereinstimmen muss, nein überhaupt nicht. Eine kritische Auseinandersetzung bzw. Diskussion ist in vielen Fällen richtig und wichtig. Das gilt auch und insbesondere für Texte dessen Inhalt oder Intention sich nicht gleich erschließt. Also wenn du mit mir diskutieren willst – know your lyrics!

Zum Abschluss wird es noch einmal sehr persönlich und noch einmal eine Stufe subjektiver. Dieser Teil bietet in meinen Augen auch die meiste Angriffsfläche für meine Person, da es hier ausschließlich um persönlichen Geschmack geht, den ich aber versuche durch scheinbar objektive Kriterien eben auch als objektiv darzustellen. Konkret geht um persönliche Hassbands. Es gibt einfach Bands, da verstehe ich es nicht, wie Leute nicht erkennen können, dass es sich hier um Musik nach Schema F handelt. Musik die nicht überrascht, die seelenlos produziert ist. Die immer versucht mehr darzustellen, als sie letztendlich ist  – Ein von oben bis unten glattgebügeltes Produkt, dass nur dazu dient möglichst viel Geld zu generieren. Musik darf und sollte nie nur ein „Produkt“ sein. Wenn Musik seine Seele verliert, dann verliert sie auch ihre Daseinsberechtigung. Selbstverständlich ist das dick aufgetragen, aber das zeigt auch noch einmal, wie wichtig mir Musik ist. Als Beispiel für genau so eine Band sei hier Revolverheld genannt. Ich komme einfach nicht auf diese Band klar. Ich glaube ernsthaft, es handelt sich um super sympathische Typen, aber diese Texte. Diese Aneinanderreihung irgendwelcher Phrasen, die auch so 1 zu 1 im Schlager Verwendung finden könnten. Furchtbar. Aber es ist halt auch eine Gelddruckmaschine. Bei vielen kann man halt immer und immer wieder die Gleiche Single raus bringen und die Masse kauft. – Nein, Bad Religion bringen auch nicht immer die Gleiche Scheibe raus! –

Ich wiederhole mich und klinge wahrscheinlich mega elitär, aber das ist nicht das Ziel. In keinster Weise. Das möchte ich hier wirklich noch einmal betonen. Elitäres Verhalten ist in meinen Augen auch der Tod jeder Szene und damit auch völlig fehl am Platz. Ich möchte einfach, dass wir Alle bei dem Thema Musik, wenn es uns wichtig ist, die Augen und besonders die Ohren offen halten. Bands unterstützen, sich damit auseinandersetzen, Sachen kritisch zu hinterfragen und mich manchmal einfach, auch wenn unbegründet, ausrasten lassen.

Wie seht ihr das? Teilt doch mal eure Gedanken zum Thema Musik, Diskussionskultur und Ähnliches mit mir.

!tre!

 

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Paul Fehm

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